Kaltes Wasser und Badefreuden gehören für die meisten von uns ja nicht gerade zusammen – oder nur dann, wenn ein wohlig warmer Pool wie bei uns im Tauernhof im Spiel ist. Es gibt aber auch jene furchtlosen Zeitgenoss*innen, die sich selbst bei Minusgraden genüsslich in die unterkühlten Fluten im Freien stürzen. Eisschwimmen oder Winterbaden heißt ihre Passion. Und wie es scheint, ist genau das ein Wundermittel für Körper, Geist und Seele.
„Wenn man mal drin ist, ist es herrlich“, diesen Satz haben wir alle bestimmt schon den Öfteren von wenig temperaturempfindlichen Menschen aus dem frühsommerlichen Badesee zugerufen bekommen. Bei Wassertemperaturen um die 20 Grad kann man sich das auch durchaus vorstellen. Aber was sagen Sie zu Badespaß bei unter 10 Grad? Unvorstellbar? Vielleicht. Unmöglich ist es aber nicht. Bereits seit einigen Jahren erfreuen sich auch in unseren Breiten eiskalte Duschen, Bäder oder gar Badefreuden in winterlichen Seen oder Flüssen immer größerer Beliebtheit. Ihnen werden allesamt viele positive Effekte für die Gesundheit zugeschrieben. Grund genug, mal einen näheren Blick drauf zu werfen.
Die Kälte und der Körper
In der Entwicklung des Menschen hat Kälte seit der Frühgeschichte immer eine wichtige Rolle gespielt. Unser Körper musste einfach mit ihr umgehen lernen und das über Jahrtausende. Kein Wunder also, dass die Reaktionen auf niedrige Temperaturen mittlerweile fest in unseren Genen verankert sind. Oder besser: im Sympathikus – einem Teil unseres Nervensystems, den wir nicht bewusst steuern können und der u.a. für Atmung, Herzschlag und Schweißproduktion zuständig ist. Wird es kalt, passiert das:
- Die Blutgefäße verengen sich.
- Haut, Arme und Beine werden weniger durchblutet, um den Wärmeverlust zu reduzieren.
- Puls und Blutdruck erhöhen sich.
- Eine Reihe von Hormonen werden ausgeschüttet, die für mehr Leistungsbereitschaft und einen gesteigerten Energieverbrauch sorgen.
Klingt eigentlich alles sehr positiv, nicht? Ist es auch. Doch nun die schlechte Nachricht: Wir haben paradoxerweise einen Mangel an Kälte. Noch vor rund 200 Jahren hatten wir einen beständigen Wechsel zwischen Warm- und Kaltreizen, wodurch wir unsere Gefäße und Muskeln trainiert haben. Weil wir heute aber perfekt angepasste Kleidung tragen und uns in klimatisierten Räumen aufhalten, werden wir nicht mehr mit Kälte konfrontiert. So bleiben natürlich auch die lohnenden Effekte der Kältereaktionen aus. Wer dem entgegenwirken und seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, entscheidet sich darum immer öfter für bewusste Kälteschocks in Form von Eisbaden und macht es wie der „Iceman“ schlechthin: Wim Hof.
Die positive Wirkung von Kältereizen
- Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien zu den positiven Effekten bewusster Kältetherapie wie dem Eisbaden – hier einige, die als gesichert gelten:
- Entzündungshemmer: Vor allem die Hormone Adrenalin und Norepinephrin wirken Entzündungen entgegen und helfen so z. B. auch bei rheumatischen Erkrankungen.
- Stoffwechselkick: Es wird vermehrt braunes Fettgewebe gebildet. Dieses „gute“ Fett sitzt in den Muskeln und produziert Energie aus dem weißen Speicherfett.
- Muskelwachstum: Friert der Muskel, wird vom Muskelgewebe vermehrt das Hormon Irisin gebildet, das Muskelaufbau und -funktion unterstützt.
- Zellstoffwechsel: Die erhöhte Sauerstoffkonzentration im Blut bringt den gesamten Kreislauf in Schwung, das regt den Zellstoffwechsel an.
- Immunabwehr: Es kommt zu einer Vermehrung von Leukozyten, der für die Abwehr von Bakterien und Viren zuständigen weißen Blutkörperchen.
- Glücksgefühle: Kälte senkt das Stresshormon Kortisol. Zeitgleich werden vermehrt Endorphine und Dopamin ausgeschüttet, die stimmungsaufhellend wirken.
Die Wim Hof-Methode
Der 62-jährige Wim Hof, auch bekannt als „The Iceman“, ist ein niederländischer Extremsportler. Er hält 26 internationale Rekorde, 21 davon im Guinness Buch der Rekorde. Ob Marathon bei -20°, die Besteigung des Mount Everest nur in Shorts und Schuhen oder knappe 2 Stunden Eisbaden: Wim Hof erbringt unter extremen Temperaturen körperliche Höchstleistungen. Das schafft er dank einer eigens entwickelten Atemtechnik, der mittlerweile weltbekannten Wim Hof Methode.
Die Basis der Methode ist eine spezielle Atemtechnik. Dabei reichert man durch kontrollierte Hyperventilation das Blut mit mehr Sauerstoff an. Bevor Sie mit dem Kältetraining beginnen, sollten Sie unbedingt so lange die Atmung üben, bis Sie sie komfortabel ausführen können. Und so geht’s:
- Legen Sie sich an einem ruhigen Ort bequem auf den Rücken. Finden Sie eine Position, in der Sie vollständig entspannen können. Wim Hof empfiehlt, die Atmung auf leeren Magen zu praktizieren.
- Atmen Sie bewusst tief durch den Mund ein und aus. Beginnen Sie die Einatmung im Bauch, ziehen Sie den Atem bis zur Brust und lassen Sie ihn umgekehrt wieder entweichen.
- Atmen Sie mit der oben beschriebenen Technik 30 mal zügig ein und aus. Nach der 30. Einatmung atmen Sie komplett aus und halten die Luft so lange an, wie Sie können. Wenn Sie möchten, dann stoppen Sie die Zeit der Atempause, um zu sehen, wie es Ihnen nach und nach leichter fällt, die Luft anzuhalten.
- Atmen Sie dann langsam ein, einmal tief aus und halten Sie nach der nächsten tiefen Einatmung noch einmal die Luft an.
- Wenn alles gut funktioniert, üben Sie drei Runden dieser Atmung. Sie werden bemerken, dass die Atempausen jede Runde länger werden.
Letzte Vorbereitungen fürs Eisbaden
Nach der Wim Hof Atmung kommt die Kältetherapie als abschließende Vorbereitung für das Eisschwimmen im Winter. Wie auch beim Atmen sollten Sie Ihren Körper nach und nach an niedrigere Temperaturen und längere Zeiten in kaltem Wasser gewöhnen. Nach der Wim Hof Methode sind 2–5 Minuten täglich anfangs perfekt. Doch zuerst: Atmen Sie wie oben beschrieben 3 Runden. Dann geht es los.
Zu Beginn stellen Sie nach Ihrer normalen Dusche das Wasser auf kalt und duschen erst die Füße und Beine, dann die Hände und Arme ab. Dann arbeiten Sie sich langsam über Hüfte und Bauch hoch, bis Sie ganz unter der kalten Dusche stehen. Das üben Sie so lange, bis Sie gut damit zurechtkommen. Dann folgt Schritt 2, bei dem Sie von Anfang an auf die warme Dusche vorab verzichten und gleich kalt starten.
Dran gewöhnt? Dann ist es Zeit für Step 3: ein kaltes Bad. Zum Beispiel in der Badewanne oder – wenn Sie können – im Winter auch in einem Zuber oder Fass im Freien. Nicht vergessen: Immer zuerst die Atmung, dann steigen Sie ins Wasser. Funktioniert das, steht dem Eisbaden in einem kalten See, Bach oder Fluss nichts mehr im Weg. Doch bitte machen Sie das zur Sicherheit immer mit einer Begleitperson und legen Sie sich vorab schon warme Kleidung, Haube und Handschuhe am Ufer bereit.
Kaltbaden im Tauernhof
Ja, der eisige Badespaß ist ganz bestimmt mal eine Wellness-Anwendung der ganz anderen Art und eigentlich wollen wir Ihnen im Tauernhof mit angenehmen Temperaturen eine wohlige Zeit bereiten. Doch wenn Sie mit der erfrischend „coolen“ Erfahrung experimentieren möchten, ist auch eine kalte Regendusche perfekt für den Start. Sind Sie bereits ein Profi in Sachen gut gekühltem Wassergang, hat Markus Hettegger ein paar Tipps in der Nähe für Sie – das geht natürlich ganzjährig! Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!
Markus‘ Tipps zum Kaltbaden
- Im Winter sind die meisten Gewässer in Großarl von Eis bedeckt – da wird das Baden also schwer. Doch in den Übergangsmonaten oder in Bergseen im Sommer steht Ihren kalten Badefreuden nichts im Weg. Zum Beispiel hier:
- Sommer & Winter:
Ötzlsee im Talschluss von Hüttschlag – direkt neben dem See finden Sie auch eine Kneippanlage. - Sommer:
Schuhflickersee – hier fahren Sie am besten mit dem Auto auf die Aualm hinauf und folgen danach dem gut beschilderten Weg ca. 1,5h zum Schuhflickersee.
Trögseen – vom Parkplatz im Ellmautal geht’s entweder über die Ellmaualm oder die Saukaralm zu den kleinen Seen. Eine schöne Tour von ca. 5 Stunden.